Mittwoch, 21. Februar 2024

Zierl, Helmut "Follow the Sun"

Zierl, Helmut "Follow the Sun. Der Sommer meines Lebens" [Follow the Sun. The Summer of my Life] - 2020

Ich hatte das Glück, das die Lesung dieses Buches Teil unseres Theaterabos war. Sonst hätte ich vielleicht noch eine Weile gewartet, bis das Buch dann als TB herausgegeben wird. Falls das überhaupt passiert.

Aber ich gehe sowieso gerne in Bücherlesungen, also hätte ich diese wahrscheinlich auch besucht. Da es aber zum Theaterabo gehört und dieses so gut wie ausgebucht ist, war der Saal (für mehr als 550 Besucher) natürlich voll. Der Autor konnte es kaum fassen und meinte, er müsse gleich mal ein Selfie mit Zuschauern machen. "Das glaubt mir zu Hause sonst keiner." Man geht jetzt vielleicht davon aus, dass bei uns nichts los ist, aber das ist nicht der Fall. Die Leute interessieren sich sehr für Theater und andere Kultur, es finden ständig Konzerte und Spiele statt, die fast immer ausgebucht sind.

Ich hatte von dem Buch noch nicht viel gehört, kannte aber natürlich den Schauspieler. Ich habe schon allerlei Vorlesungen besucht. Diese war interessant. Man merkt, dass der Autor schon häufig auf der Bühne gestanden hat. Es war schon eher ein Schauspiel als "nur" eine Lesung. Dass er dann auch noch Musikstücke aus der Zeit einbrachte, war eine besondere Zugabe.

Nachdem der damals 16jährige erst von der Schule und dann von seinem Vater rausgeschmissen wurde, fährt er per Anhalter nach Süden. In Brüssel steigt er aus und bleibt eine ganze Weil dort, weiter geht es dann nach Amsterdam. Zwei besondere Orte für mich. Zum einen habe ich dort selbst nicht ganz zehn Jahre später auch gewohnt (allerdings nicht als Hippie sondern ganz normal als arbeitende Kraft mit Wohnung) und meinen Mann kennengelernt. Nein, mittlerweile wohnt auch unser jüngster Sohn dort. Und in den Niederlanden haben wir auch zwanzig Jahre gewohnt, unser Ältester ist dann in Amsterdam gelandet. So waren beide Städte sehr vertraut. Aber ich glaube, auch sonst hat Helmut Zierl die Orte gut dargestellt, also auch für diejenigen, die sie nicht kennen.

Ich hatte dann auch noch das Glück, dass der Autor zum Signieren seines Buches kam und ich mich kurz mit ihm unterhalten konnte. Besonders über meine Lieblingsstadt Brüssel.

Ich bin ein paar Jahre jünger als der Autor, habe die Hippie-Zeit also schon deshalb überstanden, weil ich noch ein bisschen zu jung war damals. Und ich hätte mich auch mit 16 nicht getraut, meine kleine Welt zu verlassen.

Das Buch habe ich dann anschließend gelesen. Es war genauso interessant wie die Lesung. Der Autor erzählt sehr detailliert, wie es damals war, schonungslos. Er berührt Aspekte, die ich selbst so zum Glück nie erfahren habe und auch keinem wünsche. Helmut Zierl hat sie mit viel Glück überstanden. Seinen weiteren Weg kennen wir ja alle.

Ich würde mir wünschen, dass er noch mehr schreibt. Es ist ein wirklich gelungener Roman.

Buchbeschreibung:

"1971, Lütjensee in der norddeutschen Helmut Zierl ist 16 und steht mit seinem Armeesack an der Autobahnauffahrt Richtung Süden. Erst hat ihn die Schule rausgeschmissen, dann auch noch sein Vater. Und er denkt Einfach der Sonne entgegen, mit 300 Mark in der Tasche den Sinn des Lebens suchen. Was folgt, sind drei Monate voller Liebe, Sex und Drogen, eine geballte Ladung Lebenserfahrung, die ihn an seine Grenze bringt. Drei Monate, die dem Leben des bekannten Schauspielers eine neue Richtung gaben."

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