Montag, 23. Dezember 2024

Buck, Pearl S. "Söhne"

Buck, Pearl S. "Söhne" (Englisch: Sons) - 1932

Der zweite Band der "Haus der Erde Trilogie" (House of Earth Trilogy) konzentriert sich auf Wang Lungs Söhne und wie das Leben nach seinem Tod weitergeht. Wieder gelingt es Pearl S. Buck, das Leben aller so detailliert zu beschreiben.

Die Charaktere gefielen mir nicht so gut wie die in "Die gute Erde" (The Good Earth), aber ich fand die Handlungen sehr interessant und spannend. Man kann sehen, wie China der Revolution näher kam. Man kann auch sehen, warum es eine Revolution gab und wie sich die Geschichte von da an entwickelte.

Tolles Buch. Ich suche immer noch nach dem dritten Band "Das geteilte Haus" (A House Divided), der leider vergriffen ist. :-(

Buchbeschreibung:

"Der zweite Teil der berühmten Familiensaga der Nobelpreisträgerin: Der alte Bauer Lang Wung stirbt. Nur der jüngste Sohn scheint die Familienehre retten zu können.

China während der Revolution: Erzählt wird im zweiten Teil der großen Familiensaga der Lebensweg der drei Söhne des Bauern Wang Lung. Die durch die Revolutionswirren und den westlichen Einfluß bedingten Veränderungen erfassen auch die Söhne: sie wenden sich vom traditionellen Weg ihrer Vorfahren ab. Die Familie erfährt fast ihren Untergang.

Nach dem Tod des Vaters wird das Erbe geteilt. Die Söhne ergreifen unterschiedliche Berufe: den des Kaufmanns, den des Gelehrten, und der Jüngste, genannt '
Wang der Tiger', dessen Geschichte im Mittelpunkt steht, den des Kriegers und Offiziers eines Revolutionsheers. Er möchte auch seinen Sohn zum Soldaten erziehen. Diesem ist jedoch zu seiner großen Enttäuschung die Liebe zur Natur und zum bäuerlichen Leben wichtiger. "

Pearl S. Buck erhielt den Nobelpreis für Literatur 1938 "für ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben und für ihre biographischen Meisterwerke".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Samstag, 21. Dezember 2024

Bryson, Bill "Mein Amerika"

 
Bryson, Bill "Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit" (Englisch: The Life and Times of the Thunderbolt Kid) - 2006 

Ich weiß nicht, was ich an Bill Bryson am meisten liebe, sein Humor ist sicherlich ein großer Anwärter auf Platz eins. Aber es ist nicht nur das, er ist ein brillanter Autor, ich denke, selbst wenn er ein Kochbuch oder eine technische Anleitung schreiben würde, würde es großartig klingen.

Wie auch immer, in diesem Buch gehen wir zurück zu seinen Wurzeln, treffen seine Familie, treffen den kleinen William - oder Billy - Bryson, seine Freunde, seine Feinde, seine Abenteuer als kleiner Junge, seine Abenteuer als älterer Junge.

So können wir mit dem kleinen Billy die Schule besuchen, mit ihm auf den Jahrmarkt gehen und herausfinden, warum er so verzweifelt dreizehn werden will, erfahren, warum er schließlich zu neuen Ufern aufbricht, alles in allem lernen wir den Autor mit jeder Seite ein bisschen besser kennen. Und wer, wie ich, ungefähr zur gleichen Zeit aufgewachsen sind, wird zurückgeführt in all jene Erinnerungen aus der Kindheit, die man fast vergessen hätte.

Bill Bryson denkt viel über Fragen nach, über die ich schon seit Ewigkeiten grüble. Zum Beispiel: "Wie können wir sicher sein, dass wir alle die gleichen Farben sehen? Vielleicht seht ihr das, was ich als grün sehe, als blau. Wer könnte das schon sagen? Und wenn Wissenschaftler sagen, dass Hunde und Katzen farbenblind sind (oder nicht - ich konnte mich nie erinnern, was es war), woher wissen sie das? Welcher Hund wird es ihnen sagen?"

Ich lerne immer etwas von dem Autor, selbst wenn es das amerikanisch-englische Wort für ein gewöhnliches Wurzelgemüse ist: Rutabaga, in Großbritannien wird es Swede genannt, unsere Steckrübe. ;)

Ich kann es nicht oft genug erwähnen, Bill Bryson ist einer der witzigsten Autoren, die je gelebt haben, und es wird schwer sein, seinesgleichen zu finden. Wer noch andere Bücher von ihm lesen möchte,  alle, die ich bisher gelesen habe, sind auf dieser Seite.

Buchbeschreibung:

"Von grünen Caprihosen, Zigarettenwerbung von Ärzten und dem ersten Farbfernseher

Die 1950er Jahre waren Bill Brysons Kindheitsjahre und damit die spannendsten, sorgenfreiesten und idyllischsten Jahre seines Lebens. Weil sie das alles auch für die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika waren, hat Bill Bryson gleich zwei Biographien geschrieben: seine eigene und die seines Landes. Denn wer könnte besser und witziger von Lausbubenstreichen und Wirtschaftsboom, von grünen Caprihosen und Hiroshima, von Ärzten, die Zigarettenwerbung machen, und dem ersten Farbfernseher erzählen als Bill Bryson?
"

Bryson, Bill "Straßen der Erinnerung"

Bryson, Bill "Straßen der Erinnerung: Reisen durch das vergessene Amerika" (Englisch: The Lost Continent: Travels in Small-Town America) - 1989

Was gibt es Schöneres, als mit Amerikas witzigstem Reiseschriftsteller eine Reise durch die USA zu unternehmen. Vor allem, wenn er die USA nach mehreren Jahren im Ausland und mit fast fremden Augen sieht. Er beginnt in seiner Heimatstadt Des Moines in Iowa ("woher jemand kommen muss") und reist von Ost nach West.

Wie alle seine anderen Bücher hat mir auch dieses sehr gut gefallen.

Er fängt sein Buch übrigens an mit: "I come from Des Moines. Somebody had to": Ich komme aus Des Moines. Jemand musste es tun.

Buchbeschreibung:

"Bill Brysons amüsante Reise in das Herz Amerikas.

Mit Mitte zwanzig kehrt Bill Bryson dem verschlafenen Mittleren Westen Amerikas den Rücken, um Jahre später voll Heimweh zurückzukehren. In einem alten Chevrolet macht er sich auf die 14.000 Meilen lange Fahrt durch das Amerika seiner Jugend. Und mit liebevoller Ironie beschreibt er die Stationen seiner Reise, erzählt von Begegnungen mit schrulligen Einwohnern und von Orten, die er kurzerhand in Coma oder Dead Squaw umbenennt. Dabei zelebriert er, pendelnd zwischen Witz und Wehmut, auch einmal mehr den amerikanischen Traum von Freiheit und Abenteuer."

Freitag, 20. Dezember 2024

Leky, Mariana "Kummer aller Art"

Leky, Mariana "Kummer aller Art" [Sorrow of all kinds] - 2022

Ein nettes, Buch, nicht zu vergleichen mit "Was man von hier aus sehen kann", aber auch gut geschrieben. Ich bin ja kein Fan von Kurzgeschichten und eigentlich sind sie auch miteinander verbunden, trotzdem sind es irgendwie Kurzgeschichten, da nicht eine Geschichte weitergeht, sondern immer wieder die gleichen Personen vorkommen. Wie in einer Kolumne, und dafür wurden die Geschichtchen ja auch zuerst geschrieben.

Aber ich kann mir vorstellen, dass dies vor allem ein schönes Buch ist für Leser, die von langen Büchern abgeschreckt sind.

Buchbeschreibung:

"Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa, denkt sich Kioskbesitzer Armin, als er vergeblich versucht, erfolgreich zu meditieren. Und auch im Inneren der anderen Figuren dieser literarischen Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz dringend entspannen, ein trauriger Patient hat seine Herde verloren, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die sich, mal besser, mal schlechter, durch den Alltag manövrieren. Aber der Kummer vereint sie auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen.

Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.

Die in Kummer aller Art versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in PSYCHOLOGIE HEUTE."

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Lamb, Wally "Früh am Morgen beginnt die Nacht"

Lamb, Wally "Früh am Morgen beginnt die Nacht" (Englisch: I know this much is true) - 1998

Mein zweites Wally Lamb-Buch (von vielen), nach "Die Musik der Wale" (She's Come Undone).

Das ist ein sehr bewegendes Buch, wunderbar und schrecklich zugleich. Es ist unglaublich, wie viel ein Mensch ertragen kann, wenn er muss. Dominick muss mit so vielen Problemen fertig werden und es gibt niemanden, der ihm helfen kann, außer sich selbst. Der Autor hat eine sehr talentierte Art, Menschen in jeder Art von Verzweiflung zu beschreiben. Seine Schilderungen sind sehr einfühlsam, man kann die Charaktere wirklich verstehen. Ich fand das toll.

Buchbeschreibung:

"Seit seiner Kindheit kümmert sich Dominick Birdsey um seinen Zwillingsbruder Thomas, der unter Schizophrenie leidet. Unterdessen ist sein eigenes Leben in die Brüche gegangen: Seine Frau hat ihn verlassen, er hat seinen Job verloren und seine Mutter ist gestorben, ohne ihm mitgeteilt zu haben, wer sein leiblicher Vater ist. Als Thomas nun die endgültige Verbannung in eine geschlossene Anstalt droht, unternimmt Dominick den verzweifelten Versuch, ihn davor zu bewahren."

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Tokarczuk, Olga "Der Gesang der Fledermäuse"

Tokarczuk, Olga "Der Gesang der Fledermäuse" (Polnisch: Prowadź swój pług przez kości umarłych) - Drive Your Plow Over the Bones of the Dead - 2009

Ich habe ein Buch von Olga Tokarczuk (Ur und andere Zeiten/Primeval and Other Times) gelesen, als sie ihren Nobelpreis für Literatur erhielt. Und seitdem wollte ich mehr von ihr lesen. Ein Mitglied unseres Lesekreises hat mir jetzt eines geliehen und ich habe es mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen, es ist so spannend. Janina Duszejko ist so eine interessante Figur. Und die Geschichte beginnt so leise, dass man am Anfang gar nicht merkt, dass es sich um einen Kriminalroman handelt, welche nicht meine Favoriten sind.

Obwohl sie die Protagonistin des Romans ist, sieht man sie am Anfang nicht als solche. Janina ist eine etwas seltsame Frau mittleren Alters, die in den Bergen an der polnisch-tschechischen Grenze, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, lebt, wo sie sich um die Sommerhäuser einiger reicher Leute kümmert. Sie arbeitet mit Astrologie und übersetzt Gedichte von William Blake. Sie liebt Tiere und ist Naturschützerin. Eine bemerkenswerte Frau.

Wohin diese Geschichte führt, weiß ich nicht. Aber ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für großartige Literatur interessiert.

Buchbeschreibung:

"Im Sommer tummeln sich wohlhabende Städter auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze. Im Winter fliehen die allermeisten Einwohner den windumtosten Ort. An den langen dunklen Tagen widmet sich Janina Duszejko der Astrologie und der Lyrik des von ihr verehrten William Blake. Man hält die ältere Dame für verschroben, wenn nicht gar für ver- rückt, auch weil sie die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vorzieht. Dann gibt es einen Toten. Janinas Nachbar Bigfoot ist grausam erstickt: In seiner Kehle steckt der Knochen eines Rehs. Und es bleibt nicht bei einer Leiche. Janina ermittelt auf eigene Faust. Kriminalfall, philosophischer Essay, Fabel, literarisches Spiel – auf ebenso komische wie ergreifende Weise zei- gen Olga Tokarczuk und ihre hinreißende Heldin, wie sehr es unserer Gesellschaft an Respekt mangelt, ob der Natur und den Tieren gegenüber oder jenen Menschen, die am Rande stehen."

Und warum die deutsche Übersetzung "Der Gesang der Fledermäuse" heißt, ist mir immer noch ein Rätsel.

Olka Tokarczuk erhielt den Nobelpreis für Literatur 2018 "für ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels und ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Tokarczuk, Olga "Ur und andere Zeiten"

Tokarczuk, Olga "Ur und andere Zeiten" (Polnisch: Prawiek i inne czasy) - Primeval and other Times - 1996

Als 2020 endlich der Name der Person bekannt gegeben wurde, die 2019 den Nobelpreis für Literatur erhielt, wollte ich sofort eines ihrer Bücher lesen. Ich hatte Ur und andere Zeiten" ausgewählt. Mir gefiel der deutsche Titel, weil "Ur" ja im Deutschen wirklich für eine Zeit steht, eine Zeit vor langer, langer Zeit. Und es  ist auch ein vorgeschlagener Superkontinent von vor etwa 3.000 Millionen Jahren.

Aber das Buch war auf Deutsch ausverkauft. Ich beschloss, noch eine Weile zu warten. Dann beschloss unser internationaler Lesekreis, es auf die Liste zu setzen. Und dann habe ich es in der englischen Übersetzung gelesen, "Primeval and Other Times".

Das Buch war interessant, etwas völlig anderes als viele andere Lektüren. Die Elemente des magischen Realismus machen sie surreal, obwohl die Kulisse während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in und nach dem Vorkriegskrieg realistisch genug ist. Die Charaktere waren auch recht lebendig, die Familien wurden bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass man sich sie und ihr Leben sehr gut vorstellen kann. Die Autorin versuchte, die Situation sowohl der deutschen als auch der russischen Soldaten zu beschreiben, und das ist ihr auch sehr gut gelungen.

Obwohl die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt, scheint sie manchmal viel länger her zu sein. Die magisch-realistischen Teile lassen sie fast wie ein Märchen erscheinen. Es hilft auch, die polnische Kultur und ihren Einfluss durch den Kommunismus zu verstehen. Wir können mit diesen gewöhnlichen Menschen aus einer außergewöhnlichen Zeit leben, lachen und sterben und uns vorstellen, wie ihr Leben ohne den Krieg gewesen wäre.

Die Geschichte ist nur etwa 250 Seiten lang, aber das heißt nicht, dass man sie schnell lesen kann. Sie ist nicht schwierig, aber dennoch sehr komplex. Ich würde dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

Während unserer Diskussion im Lesekreis haben wir viele Aspekte des Buches angesprochen. Ich werde versuchen, sie kurz zusammenzufassen. Für diejenigen, die es nicht gelesen haben, könnte dies Spoiler enthalten.

Spoiler:


Wir haben dies in unserem internationalen Online-Lesekreis im April 2020 besprochen.

Buchbeschreibung:

"Zentrum der Welt und Ort des Geschehens ist das fiktive ostpolnische Städtchen Ur, bewacht von den vier Erzengeln Raphael, Uriel, Gabriel und Michael und bewohnt von den merkwürdigsten Menschen: der jungen Genowefa, dem verarmten Baron, der sein Leben einem kabbalistischen Rätselspiel verschrieben hat, dem wilden Mann, der im Wald lebt, dem Säufer Pawel Göttlich ... Die Erzählung setzt im Jahr 1914 ein und begleitet die historische Entwicklung Polens durch das 20. Jahrhundert. Doch sie könnte auch zu jeder beliebigen Zeit spielen, denn Olga Tokarczuk beschwört nicht in erster Linie die politischen Ereignisse zweier Weltkriege, es sind die ewigmenschlichen Geschichten von Liebe und Hass, Glück und Leid, Geburt und Tod. Das Personal dieser Geschichtenwelt ist das Personal der Märchen und Mythen. Zum Leben erweckt werden all diese menschlichen Urtypen in einer Sprache, die diese junge Autorin perfekt beherrscht: der einfachen Zaubersprache der Märchen mit ihrer poetischen Leuchtkraft und ihrer drastischen Grausamkeit."

Olka Tokarczuk erhielt den Nobelpreis für Literatur 2018 "für ihre narrative Vorstellungskraft, die, in Verbindung mit enzyklopädischer Leidenschaft, für das Überschreiten von Grenzen als eine neue Form von Leben steht".

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