Mittwoch, 22. Januar 2025

Noble, Elizabeth "Die Farbe des Flieders"

Noble, Elizabeth "Die Farbe des Flieders" (Englisch: The Reading Group) - 2004

Ich fand das Buch ganz okay. Es ist zwar kein Shakespeare, aber es ist eine nette Beschreibung einiger Frauen, die sich in ihrem Lesekreis näher kommen, so wie man es vielleicht auch erlebt, wenn man selbst in einem ist.

Buchbeschreibung:

"Zusammen ist man weniger allein: Als fünf Frauen gemeinsam einen Buchclub gründen, ahnen sie noch nicht, dass die wöchentlichen Treffen für sie schon bald zum sicheren Fels in der Brandung werden sollen: Denn jede von ihnen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen: Nicole und Harriet versuchen, das Glück in ihre Ehen zurückzuholen, Susan droht, an den Eigenheiten ihrer Familie zu verzweifeln, und während Claire tieftraurig ist, dass sich ihr Kinderwunsch immer noch nicht erfüllen will, hat sich in Pollys Haus der Storch viel zu früh eingeschlichen. Doch obwohl die Leben der fünf Freundinnen so durcheinandergewirbelt werden, knüpfen sie nach und nach ein Band, das ihnen die Kraft verleiht, selbst die dunkelsten Stürme zu überstehen."

Wir haben dies in unserem internationalen Lesekreis im September 2005 besprochen.

Dienstag, 21. Januar 2025

Lovenberg, Felicitas von "Lob der guten Buchhandlung"

Lovenberg, Felicitas von "Lob der guten Buchhandlung" [Praise for the Good Bookshop] - 2020

Bücher über Bücher sind ja immer nett. Dies war ein Geschenk. Hätte ich es mir selbst gekauft? Vielleicht nicht, vor allem, da viele Übersetzungen in diesem Büchlein sind. Das ist ja eher nicht mein Ding.

Aber die Geschichten waren schön. Vor allem, weil sie die Buchhandlung mit dem Online-Verkauf vergleicht. Suche ich ein bestimmtes Buch und bestelle es online, dann war es das. Es kommt natürlich vor, dass der Versandhandel das ein oder andere "ähnliche Buch vorschlägt, aber da "stöbere" ich selten. Im Laden dagegen, da schmökert man sich so durch die Regale und findet das ein oder andere Buch, nachdem man gar nichtt gesucht hat, das dann aber zum Lieblingsbuch wird. Das kann der Versandhandel nicht. Also, immer schön die lokalen Buchhandlungen unterstützen. In Deutschland sind die Bücher da genauso teuer wir bei einem nach dem größten südamerikanischen Fluss benannten Online-Laden.

Mark Forsyth erzählt uns vom Unbekannten Unbekannten. Eine interessante Geschichte. Aber, und jetzt kommt mein Problem mit Übersetzungen, entweder habe ich den Satz nicht richtig verstanden, weil er komisch übersetzt wurde, oder er wurde falsch übersetzt, oder er wurde richtig übersetzt und der Autor sagt, er hat viel mit Donald Rumsfeld gemeinsam, nämlich, dass er unnötige Kriege angezettelt hat, über dem Völkerrecht steht und sich mehr für Origami als für Menschenleben interessiert. Das kann ja wohl nicht sein?! Sollte jemand zufällig das Original einsehen können, bitte ich um Aufklärung.

Das Büchlein enthält ansonsten noch Geschicht(ch)en von:

Alain de Botton
Marion Brasch
Laetitia Colombani
Jennifer Egan
Orkun Ertener
Hélène Gestern
Valentin Groebner
Yann Martel
Jörg Maurer
Thorsten Nagelschmidt
Lori Nelson Spielman
Peter Prange
Daniel Speck
Lize Spit
Ilija Trojanow
Klaus-Peter Wolf

Ein ganz wichtiges Zitat von Ilja Trojanow (dessen Bücher ich allen ans Herz legen möchte):
"Solange der Mensch noch selbst denkt, wird er Buchhandlungen brauchen."

Buchbeschreibung:

"Was gibt es Schöneres, als unverhofft auf die große Liebe zu stoßen? Oder auf ungeahnte Lesefreuden?

Über das große Glück, das zu finden, wonach man nicht gesucht hat, schreibt Mark Forsyth in seinem charmanten und witzigen Essay, der zugleich eine Liebeserklärung an die gute Buchhandlung ist. Denn nur dort kann man zufällig genau das Buch entdecken, von dem man noch gar nicht wusste, wie sehr man es lieben wird.Felicitas von Lovenberg hat bekannte Autorinnen und Autoren gefragt, welche Momente sie mit Buchhandlungen verbinden und diese Geschichte vom Glück, das in Büchern steckt, hier versammelt."

Montag, 20. Januar 2025

Joyce, James "Porträt des Künstlers als junger Mann"

Joyce, James "Porträt des Künstlers als junger Mann" (Englisch: A Portrait of the Artist as a Young Man) - 1916

Die Geschichte eines jungen Mannes, der versucht, sich selbst zu finden, eine Geschichte über James Joyce selbst, seine Figur Stephen Dedalus ist teilweise autobiografisch. Stephen stammt aus einer armen irischen Familie und besucht ein religiöses Internat, das er aus finanziellen Gründen verlassen muss. Dann wechselt er in eine andere religiöse Schule, wo man ihn davon zu überzeugen versucht, Priester zu werden. Diese Frage ist dem Autor sehr wichtig und er versucht, sich selbst als Priester vorzustellen. Aber er entscheidet, dass das Leben, wie es ist, für ihn viel interessanter ist und dass er es in Freiheit leben möchte. Zwischen all dem geht er von allen möglichen religiösen und sozialen Fragen zum Sinn des Lebens und seinen ersten Versuchen, Schriftsteller zu werden.

Das Buch selbst ist sehr philosophisch und man könnte ein ganz neues Buch über Stephen Dedalus schreiben ... nun, James Joyce hat es getan. "Ulysses" (Ulysses) war zunächst nur als Kurzgeschichte für die Sammlung "Dubliner" (Dubliners) gedacht, wurde dann aber als Fortsetzung von "Ein Porträt des Künstlers als junger Mann" geschrieben.

Buchbeschreibung:

"James Joyce' erster Roman ist deutlich zugänglicher als seine späteren Werke 'Ulysses' (1922) und 'Finnegans Wake' (1939), verrät aber bereits die Meisterschaft seines avantgardistischen Erzählstils.

In diesem Bildungsroman wird alles aus der Perspektive des Protagonisten geschildert; der Text bietet so dem Leser einen subjektiven Blick auf die Welt."

Joyce, James "Ulysses"

Joyce, James "Ulysses" (Englisch: Ulysses)  - 1922 

Ich mochte den Schreibstil, aber die Geschichte war ziemlich überwältigend, obwohl ich zuerst "Die Odyssee" (The Odyssey) gelesen habe, was jeder empfiehlt und ich auch tun würde. Die vielen Erklärungen waren hilfreich, aber wer Klassiker im Allgemeinen nicht besonders mag, sollte nicht mit diesem anfangen.

Trotzdem, dies ist das schwierigste Buch, das ich je gelesen habe. Es ist schwer, dem Bewusstseinsstrom zu folgen, eigentlich ist es schwer, dem Strom überhaupt zu folgen. Viele Bücher sind einfacher, wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, dieses hier nicht. Ich hatte das Gefühl, dass es mit jedem Kapitel verwirrender wurde.

Wie in der Odyssee gibt es drei Teile: Die Telemachiade, Die Odyssee und Der Nostos (Heimkehr). In der Telemachiade kann man dem Lehrer Stephen Dedalus noch in seinem Klassenzimmer folgen und verstehen, was er zu lehren versucht. Dann ändert sich die Geschichte plötzlich und man begegnet dem Protagonisten der Geschichte, Leopold Bloom. Wir sollen ihm den ganzen Tag lang folgen. Und das tun wir, aber wir haben nicht immer eine Ahnung, wohin uns das führt. Wir beginnen am Frühstückstisch, besuchen eine Beerdigung, gehen in ein Restaurant und landen mitten in einem Theaterstück.

Das beste Beispiel dafür, warum wir Satzzeichen brauchen, ist der letzte Absatz, in dem Blooms Frau Molly uns ihre Gedanken über ihr Leben im Allgemeinen und ihre Ehe mit Leopold im Besonderen erzählt. Über vierzig Seiten und keine Satzzeichen. Überhaupt nicht. Kein Komma. Kein Punkt. Kein Absatz. Man kann nicht einmal eine Pause machen.

Je länger ich mich jedoch von diesem Roman distanziere, desto mehr Sinn ergibt er und desto stärker wirkt er auf mich. Ich bin froh, dass ich ihn gelesen habe.

Wer immer noch Zweifel hat, sollte an dieses Zitat von William Faulkner denken:
"Man sollte Joyces Ulysses so angehen, wie der ungebildete Baptistenprediger das Alte Testament angeht: mit Glauben."

Buchbeschreibung:

"Vor gut 100 Jahren, am 2. Februar 1922, wurde Literaturgeschichte geschrieben: An diesem Tag, dem 40. Geburtstag von James Joyce, erschien in einer Auflage von 1.000 nummerierten Exemplaren die Erstausgabe des Jahrhundertwerks Ulysses.

Der Roman wurde zwischen 1918 und 1920 bereits in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift 'The Little Review' abgedruckt; 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien Ulysses schließlich in Buchform in der Pariser Buchhandlung 'Shakespeare and Company', verlegt durch Sylvia Beach. Als blasphemisches und pornografisches Machwerk verdammt, wurde auch die Buchfassung bald in mehreren Ländern zensiert oder verboten. Den epochalen Erfolg des Ulysses hat dies nicht aufhalten können: Längst gilt das Werk als einer der einflussreichsten Romane der Moderne. Ein Buch, das auch nach mehrfachem Lesen weitere Geheimnisse preisgibt."

Samstag, 18. Januar 2025

Tolstoi, Leo "Der Tod des Iwan Iljitsch"

Tolstoi, Lew Nikolajewitsch (Толстой, Лев Николаевич) "Der Tod des Iwan Iljitsch" (Russisch: Смерть Ивана Ильича/Smert' Ivána Ilyichá) - The Death of Ivan Ilyich - 1886

Ich habe dies in Tolstois "Gesammelten Werken" (Collected Works) gelesen. Wieder ein sehr russisches Werk. Eine Beobachtung über den Tod und seine Auswirkungen nicht nur auf die sterbende Person, sondern auch auf die Menschen, die ihm nahe stehen. Es gibt Menschen, die versuchen, das Leben so gut wie möglich zu genießen und es in vollen Zügen zu leben, andere, die aufgeben und nichts haben.

Wer russische Literatur von ihrer besten Seite erleben möchten, aber keine langen Geschichten mag, sollte dieses hier ausprobieren. Es ist ein großartiges Werk dieses brillanten Autors.

Buchbeschreibung:

"Leo Tolstois Meisterwerk vom Sterben und der Vergänglichkeit: Der Jurist Iwan Iljitsch ist ein angesehener Mensch – doch hinter der Fassade verbergen sich Gefühlskälte und blanker Opportunismus. Als eine unheilbare Krankheit seine scheinbar gesicherte Existenz bedroht und er dem Tod ins Auge sehen muss, stellt er sein Leben in Frage.

Mit der Erzählung aus dem Jahr 1886 fand Leo Tolstoi aus einer tiefen Schaffenskrise heraus, die ihn nach der Veröffentlichung von 'Anna Karenina' ereilt hatte. Ein Meisterwerk des psychologischen Realismus."

Tolstoi, Leo "Gesammelte Werke"

Tolstoi, Leo "Gesammelte Werke. Die Erzählungen" [Collected Works. The Stories] Russisch - 1853-1904
Dies eine Liste der Geschichten, die in dieser Sammlung zu finden sind.

Der Morgen eines Gutsbesitzers - 1856
Ein Überfall/Набег - 1853
Der Holzschlag/Рубка леса - 1855
Zwei Husaren/Два гусара - 1856
Der Schneesturm/Метель - 1856
Leinwandmesser/Холстомер - 1875
Wovon die Menschen leben/Чем люди живы - 1881
Die beiden Alten - 1885
Wieviel Boden braucht der Mensch?/Много ли человеку земли нужно - 1886
Die drei Greise/Три Старца - 1886
Der Tod des Iwan Iljitsch/Смерть Ивана Ильича - 1886
Die KreutzersonateКрейцерова соната - 1889
Herr und Knecht/Хозяин и работник - 1895
Hadschi Murat/Хаджи-Мурат - 1904

Ich habe "Krieg und Frieden" (War and Peace) und "Anna Karenina" (Anna Karenina) von Tolstoi gelesen und – wie die meisten anderen russischen Autoren, die ich bisher gelesen habe – diese Bücher sehr genossen. Ich bin nicht der größte Fan von Kurzgeschichten, aber als ich dieses Buch mit Kurzgeschichten auf fast 1.000 Seiten in einem Antiquariat fand, konnte ich nicht widerstehen.

Wer eine dieser Kurzgeschichten liest, kann leicht erkennen, woher der Autor seine Ideen für seine "großen Bücher" nahm, viel über die Leibeigenen, die das Land bearbeiten, den Adel und die Beamten, die Soldaten, die russisch-orthodoxe Kirche, die Muslime im Land. Seine Geschichten sind sowohl politisch – in einer davon beschreibt er beispielsweise den Kampf der Tschetschenen (der bis heute anhält) – philosophisch und soziologisch. Ein Meisterwerk.

Als nächstes würde ich gerne "Kindheit, Knabenalter, Jünglingsjahre" lesen, autobiografische Romane oder vielleicht "Sewastopoler Erzählungen" über den Krimkrieg oder "Die Kosaken", in dem er die Beziehung zwischen den Kosaken und den Russen beschreibt. Wir werden sehen.

Auf jeden Fall ist Tolstoi immer lesenswert.

Buchbeschreibung:

"Das literarische Schaffen von Leo Tolstoi kreist immer wieder um die Frage nach dem rechten Leben. In seinen Geschichten ebenso wie seinen Romanen sind Menschen auf Abwegen unterwegs oder auf dem Pfad der Erkenntnis. Sie reißen das Ruder ihres Schicksals noch einmal herum oder gehen unerbittlich ihrem Unglück entgegen, kunstvoll gelenkt von dem großen und eigensinnigen russischen Literaten. Dieser Band versammelt Tolstois berühmteste Erzählungen, unter ihnen 'Herr und Knecht', 'Hadschi Murat', 'Der Tod des Iwan Iljitsch' und 'Die Kreutzersonate'."

Freitag, 17. Januar 2025

Urquhart, Jane "Übermalungen"

Urquhart, Jane "Übermalungen" (Englisch: The Underpainter) - 1997

Wir hatten "Die Bildhauer" (The Stone Carvers) in unserem Lesekreis gelesen und es hat mir ziemlich gut gefallen. Ich freute mich auf einen weiteren interessanten historischen Roman dieser Autorsin. Leider wurde ich ein wenig enttäuscht.

Die Geschichte beginnt sehr langsam. Lange Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass irgendetwas auf den Seiten mit dem Rest des Buches zusammenhängt. Erst langsam lernen wir den Protagonisten kennen und bekommen eine Ahnung, wovon er faselt.

Ich habe bessere Berichte über Menschen gelesen, die einen Krieg überlebt haben, und ich habe viele davon gelesen. Dieser hier, nun, zunächst einmal wird das Buch aus der Perspektive von jemandem erzählt, der nicht daran teilgenommen hat. Ich auch nicht, also sollte ich mich mit ihm identifizieren, oder?

Aber das tue ich nicht. Selbst als die Geschichte sich entwickelt, wirkt der Maler Austin Fraser, der die Geschichte erzählt, nicht gerade sympathisch, ich habe mich einfach nicht an ihn gewöhnen können und mochte ihn überhaupt nicht. Er ist ein egoistischer Frauenfeind, ein verwöhnter, reicher Bengel, der nie erwachsen wurde und sich um nichts auf der Welt Sorgen machen musste.

Leider war dieser Roman einer der unbefriedigendsten, die ich seit einiger Zeit gelesen habe. Er hinterlässt eine Leere, die nicht gefüllt werden konnte. Selbst der Versuch, das Ganze am Ende zusammenzufassen, hat es nicht zu einem guten Buch gemacht. Vielleicht war dies nicht nur das zweite, sondern auch das letzte Buch, das ich von Jane Urquhart gelesen habe.

Es gab ein Zitat in dem Buch, das mir sehr gefiel, weil es eine großartige Inspiration zum Nachdenken ist. Auf Seite 186:
"Ich habe keinen Streit mit den Deutschen [sic] … wir steckten alle im selben Boot, wir waren eigentlich nur Vandalen, die darauf aus waren, die westliche Kultur zu zerstören. Schließlich kam es mir so vor, als wäre Europa ein riesiges Museum, dessen Schätze von angeheuerten Schlägern zerstört wurden. Wir schrieben keine Geschichte, wir zerstörten sie … beseitigten sie …" (übersetzt von mir)

Ein gutes Argument gegen jeden Krieg, denn dieses Zitat bezieht sich nicht nur auf den Ersten Weltkrieg, sondern auf alle diese sinnlosen Schlachten, in denen junge Menschen für die Macht und das Geld anderer getötet werden.

Buchbeschreibung:

"Der erfolgreiche, aber einsame Maler Austin Frazer blickt auf sein Leben zurück: Fünfzehn Sommer hindurch, von 1920 bis 1935, hat er Sara, die Frau, die er heimlich liebt, besucht und gemalt. Austins einziger Freund George lebt in einem fragilen Gleichgewicht mit seiner Frau Augusta. In seiner gedankenlosen Kälte zerstört Austin diese Balance und treibt beide in den Selbstmord..."